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Donnerstag, 9. April 2015

Dresden

März 2013

Die Zeitzeugnisse aus dem ersten Weltkrieg sind endgültig verloren.
Ich beschließe also, mich zuerst auf den zweiten Weltkrieg zu konzentrieren. Die Geschichte liegt näher und ist relativ gut bekannt - dachte ich.
Die Erinnerungen meiner Mutter sind manchmal recht verschwommen und eine Person in der Vergangenheit leben zu lassen, erfordert eine Menge an Detailwissen. Ich lese also alles, was ich an Information bekommen kann. Ohne das Internet hätte ich wohl meine ganze Freizeit in Bibliotheken verbracht.

Der Zeitabschnitt über den meine Mutter das größte detailierte Wissen besitzt sind die Jahre zwischen 1940 und 1945 als sie mit ihren Eltern und ihrer älteren Schwester in Dresden lebte. Die Familie wechselte öfters den Wohnort, da ihr Vater, mein Opa als Beamter mehrmals versetzt wurde.
Für meine Oma ging damit ein Traum in Erfüllung: Endlich raus aus dem schwäbischen Dorf in eine richtige Großstadt mit all den kulturellen Angeboten.

Wenn man über das Leben in einer Stadt schreiben will, muss man dort gewesen sein um ein Gefühl dafür zu bekommen. Also fahre ich nach Dresden.

An das Wohnhaus kann sich meine Mutter noch sehr gut erinnern. Es stand Ecke Ludendorffallee / Rietschelstraße. Sie nennt mir Straßennahmen, die ich auf keiner Karte finden kann. Im Dresdener Archiv werde ich freundlich unterstützt und weiß nun dass die Ludendorffalle zum Terrassenufer umbenannt wurde.

Der Ort ist leicht zu finden. Er liegt direkt an der Elbe und ist nur von einer Straße getrennt. Von den ehemals herrschaftlichen Barockbauten steht allerdings keiner mehr.
Als am 13. Februar 1945 nachts die Bomben fielen, war meine Oma mit ihren beiden Töchtern, damals 20 und 17 alleine. Mein Opa war im Außendienst.
Es war eine eiskalte Nacht. Auch bei meinem Besuch fällt Schnee. Der Moment, als ich mich auf die Bank setze, wohin sich die drei Frauen nach dem ersten Angriff gerettet hatten ist für mich sehr berührend. Natürlich ist es nicht mehr dieselbe Bank, aber von diesem Blickwinkel aus haben sie wohl zugesehen, wie im Hintergrund ihr Haus abbrannte.






  

 
Beim zweiten Bombenangriff suchten sie Schutz an der Ufermauer im Hintergrund. Diese Mauer hat ihnen das Leben gerettet. Nur, was sie mit diesem geschenkten Leben anfangen sollten, wussten sie in den ersten Stunden noch nicht.











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